Kindheit und Frühe Jahre
Geburt und Familie
Ich wurde an einem Mittwoch 1928 in Herne (Deutschland) geboren. Mein Vater, Josef Philippe Colling, ein einfacher Arbeiter, meine Mutter Anne-Marie Colling, auch damals schon Hausfrau. Ich war der 2. Sohn von den Beiden, Ulrich, mein Bruder war beinah auf den Tag genau 2 Jahre älter als ich. Wir wuchsen zusammen in „unserem Ruhrpott“ auf.
Frühe Begeisterung für Kunst
Farben, Formen und Material faszinierte Ulrich, eigentlich immer nur Ulli genannt, ebenso wie mich. Früh fingen wir an die Wohnung meiner Eltern farbenfroh zu gestalten. Auch der einsetzende II Weltkrieg inklusiv Naziregime hielt uns nicht davon ab diese enorme Vielfalt mit unseren gegebenen Sinnen in uns aufzunehmen. Wir malten, malten und malten, meistens Öl auf Leinenwand und natürlich von Zeit und Umfeld stark beeinflusst. Um überleben zu können musste ich bei der Post arbeiten. Früh morgens um 4 Uhr aufstehen um Briefe zu sortieren und Zeitungen aus zu tragen, danach ging es zur Schule, wenn es möglich war. 1940, ich war damals erst 12 Jahre alt, nahm ich an einer Ausstellung teil, wo es darum ging, ausgezeichnet zu werden und wenn man wirklich richtig gut war, würde man ein Stipendium bei dem bekannten Kunst-Professor Guggenberger in Dortmund gewinnen. Und so geschah es dann auch, eines meiner ausgestellten Arbeiten erhielt den ersten Preis und somit auch die Eintrittskarte in die große Welt der gelehrten Kunst und ihre Techniken. In dieser Zeit entstanden hauptsächlich naturrealistische Werke, weil es die Zeit so gefragt hat, habe ich probiert mich zu perfektionieren.
Krieg und Ausbildung
Kunst und Krieg
Kurze Zeit später wurde ich Meisterschüler von Professor Guggenberger und trotz der schwierigen, zeitlichen Umstände ging ich meinem Lebenstraum nach und versuchte alles in mich aufzunehmen, was man mir lehrte. Nicht nur die Gaben zu hören, zu sehen und zu tasten reichten aus um meine Wissbegierden zu stillen. Auch schmecken und vor allem das Fühlen von Farben, Gerüchen, Formen und Geräuschen war überaus wichtig für mich. Dem Ganzen wurde ein jähes Ende gesetzt, ich musste in den Krieg ziehen. Hitler gingen die Streitkräfte aus und unser junges Alter legte keine schützende Hand mehr über uns. Nun war mein Traum erst einmal abrupt zu Ende, es ging ums nackte Überleben. Von 1942 war ich nur noch Soldat. Als ich 1945 nach Kriegsende nach Hause kam, hörte ich, dass die Kunstakademie in Dortmund vollständig zerbombt wurde und nichts mehr davon übriggeblieben war. Mittlerweile war ich 17, hatte keine Ausbildungsstätte mehr und ich war zu alt um bei meinen Eltern zu wohnen. Um ganz ehrlich zu sein, finanziell war es auch unmöglich. Malen alleine reichte nicht zum Überleben, also machte ich von 1945 bis 1946 eine Ausbildung zum Schriftsetzer und arbeitete danach bei einer Zeitung. Diesmal nicht um sie auszutragen, sondern um sie mit zu gestalten. Das Malen habe ich nie aufgegeben, immer wieder probierte ich zwischen durch Erlebtes in einem gemalten Bild fest zu halten. So kam das Eine zum anderen.
Berufliche Laufbahn und Familienleben
Karriere in der Werbung
1948 entschied ich mich doch alles für die Malerei zu geben und meldete mich zur Aufnahmeprüfung für Grafik und Malerei in der Folkwangschule in Essen an. Nach bestandener Aufnahmeprüfung probierte ich das Studium ohne große Zwischenfälle zu meistern und absolvierte dann auch im Jahr 1952 meine Abschlussprüfung mit Auszeichnung. Mein Bruder Ulli studierte ungefähr zur gleichen Zeit an dieser renommierten Schule, allerdings in der Richtung der Fotografie. Eigentlich versuchten wir beide unabhängig voneinander zu sein, jeder sollte seinen eigenen Weg gehen aber irgendwie hatten wir genau das Gegenteil damit erreicht, wir waren unzertrennlich. Nun war ich Grafiker und fand somit auch schnell meine ersten Anstellungen in verschiedenen Werbeagenturen. Dem folgten Positionen als Creative Direktor bei McCann Erickson in Köln, sowie Leo Bernett in Düsseldorf. Dort lernte ich auch meine Frau Kathrien geborene Drahorad kennen. Sie hatte es 1964 tatsächlich geschafft aus mir einen Ehemann zu machen. 1966 wurde unsere Tochter Jule geboren, dem folgte 1972 unser Sohn Niclass. Ulli hatte sich schon des längeren als Fotograf selbständig gemacht, also war es nur eine Frage der Zeit, wann ich ihm folgen würde, denn wir dürfen ja nicht vergessen, er war mein älterer Bruder! Wie gesagt, 1972 war es dann soweit, ich gründete meine eigene Werbeagentur, Die Company in Düsseldorf- Oberkassel. Dies war auch die Zeit, wo Kathrien und ich uns ein kleines Wochenendhaus in Holland kauften und dies erst einmal renovierten um unsere Wochenenden darin verbringen zu können, später sollte sich herausstellen, dass dieses kleine Haus einen Rahmen eines meiner größten Kunstwerke liefern sollte.
Künstlerische Entwicklung und Spätwerk
Übergang zum Expressionismus
Ich kann mit Stolz behaupten, dass wir sehr renommierte Kunden hatten, wo das creative Arbeiten noch im Vordergrund stand. So zum Beispiel die Firma Storck, damals noch wirklich Storck, mit ihrem Toffefee, Campina Bonbons oder die Merci Schokolade. Viele Verpackungen hierfür sind durch uns entwickelt worden und werden teilweise jetzt noch verwendet. Leider büßte über die Jahre hinweg die Qualität der Werbung zu Gunsten der Quantität ein und so wurde es für mich nahezu unmöglich sich noch hiermit zu identifizieren. Nach 25 Jahren entschied ich mich das Zepter weiter zu reichen. Die Agentur blieb in der Familie, ich konnte noch ein und ausgehen, wie ich wollte, war auch immer für einen Ratschlag zu haben aber endlich konnte ich mich dem widmen, was mein Lebensexilier war, das Malen! Gerne möchte ich noch verdeutlichen, daß ich zwischendurch immer wieder gemalt habe. Vor allem ist es für mich ganz wichtig zu erwähnen, dass mein vom Naturrealismus geprägtes malen wirklich mit der Zeit zu tun hatte, damals war diese Richtung gefragt und natürlich hat man sich danach gerichtet, es gab ja fast nichts Anderes. Durch die Tätigkeit in der Werbung bekam ich mehr und mehr Kontakt mit anderen Richtungen, so auch zum Expressionismus. Und wenn man vom Expressionismus spricht, fällt einem direkt Wassily Kandinsky ein. Seit ungefähr 1970 beeinflusste Kandinsky meine Sicht auf die Malerei. In den Bildern sollte die irreale, fantastische Welt des Unterbewussten und der Träume Raum erhalten. Die Grenze des Wachseins überschritten werden und die Suche nach den verdrängten Gedanken und den unterbewussten Gefühlen wurde von da an in meinen Bildern sichtbar. Es gibt so viel Elemente auf unserer Erde, die dazu regelrecht einladen, sie zu sehen, zu hören, zu spüren, zu fühlen… Es genügte mir nicht mehr ‚nur’ Farbe auf die Leinwand zu bringen, darum fing ich an zu experimentieren. Vor allem mit verschiedenen Materialien in Verbindung von Collagen und Malerei. Mehr und mehr gebrauchte ich Öl.-und Pastellkreiden kombiniert mit Acrylfarben. Nur so war es für mich möglich den Betrachter meiner Werke durch ein Feuerwerk aus bunten Farben zu faszinieren, die in der Kombination mit den unterschiedlichsten Materialien, wie zum Beispiel alte Postsäcke, Holzteilchen, Eisenstückchen, Paketschnur und verschiedene Fadenformen, eine einmalige und unverwechselbare Struktur bilden. Ich würde sagen, durch die Weiterentwicklung meiner künstlerischen Fähigkeiten, kam ich dem Surrealismus sehr nah. Ich möchte, dass der Betrachter sich eingeladen fühlt, mit dem Blick zu verweilen und vielleicht auch eine Art der Reflektion unserer Welt in dem ein und anderen Werk erkennt.
Spätere Jahre und Vermächtnis
Gesundheitliche Probleme und Ende der künstlerischen Tätigkeit
Es ist auch für mich ganz wichtig folgende Erfahrung weiter zu geben, die ausgeübte künstlerische Tätigkeit hat sehr viel spannende und glückliche Momente mit sich gebracht aber auch tiefe Frustration in einem immer wiederkehrenden Wechselspiel. Malerei ist nicht nur eine Reflexion der Mittel, welche man gebraucht, sondern eine Reflexion des eigenen Ichs…es ist ein Bewusstwerden. Unfälle und Krankheit fingen an sich in meinem Schaffen einzuschleichen. 1993 verstarb mein geliebter Bruder nach langer Krankheit. Ein Autounfall kostete mich beinah vollständig meinen kleinen Finger, er blieb fürs Auge aber Bewegung und Funktion gingen vollständig verloren. Dies erschwerte mein Arbeiten mit der Fadentechnik und ich war gezwungen andere Wege zu finden oder diese einfach zu reduzieren. Nichtsdestotrotz blieb ich malen und leben in meinen Farben und Materialien. Irgendwann in diesen Jahren lieferte ich auch die Illustrationen zu einem Kinderbuch “ Der Schnullermann “, den meine Tochter geschrieben hatte. Es machte mir Spass, wieder wie ein Kind zu denken und zu fühlen, so konnte ich mich in den Bildern vom Schnullermann kindisch ausleben. Auch meine Frau war mittlerweile verstorben und ich zog mich mehr und mehr in unser Wochenendhaus in Holland zurück. Hier hatte ich Ruhe und Freiheit. Mehr und mehr integrierte ich dieses kleine Haus in ein Kunstwerk, welches Haus, Garten, Garage und Umgebung mit einbezog. Wobei ich sagen muss, dass die Garage als mein Atelier dienen musste. Von meinen vielen Reisen beeinflusst, experimentierte ich immer wieder mit neuen und alten Materialien. Aber der wohl wesentliche Kern der 2000er Jahre zeigt eindeutig, die Nähe zum Surrealismus und der inneren Gedankenwelt. Im Jahr 2012 wurde mir dann die Kraft zum Weiterarbeiten genommen, ich begann alles zu vergessen. Anfallartige Gedächtnisverluste und die mit einhergehenden epileptischen Anfälle machten es mir nicht mehr möglich in Ruhe und Kreativität zu leben und zu arbeiten. Meine Tochter versuchte mich noch so lange wie möglich zu unterstützen, um mir die letzten Jahre so angenehm wie möglich zu gestalten. Dennoch wurde ich 2015 in ein Altersheim für Demenzkranke eingeliefert. Im Jahre 2017 verstarb ich hier an den Folgen meiner Krankheit. Eines möchte ich noch erwähnen, ich war ein überaus liebenswürdiger Mensch und auch wenn ich kein Freund von Austellungen und Messen war, meine Werke spiegeln meine Seele wieder. In meiner Kunst lebt mein Leben fort und lässt den Betrachter erahnen, welche Gedanken, Träume, Erfahrungen und auch Missgeschicke sich in den Bildern wiederspiegeln. Mein Frauen haben mich in meinem Leben stark beeinflusst und sind in einem jeden Bild sichtbar. Einige Werke sind verkauft oder verschenkt, dennoch ist es ein kleiner persönlicher Kreis geblieben, für die ich gemalt habe. Meine Tochter hat mir versprochen in diesem Text eine Impression meiner Werke zu vermitteln, den Betrachtern eine kleine Gedankenstütze zu geben, wie mein Leben mich zu dem gemacht hat, der ich heute in meinen Bildern bin.
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